Cannabis und selbstverletzendes Verhalten

21.10.2020

Eine aktuelle Studie zeigt auf, dass der Konsum von Cannabis mit selbstverletzendem Verhalten bei Jugendlichen in Verbindung stehen kann.

Bild: axelbueckert / photocase.de

Sich schneiden, ritzen, schlagen oder verbrennen, die Formen von selbstverletzendem Verhalten sind vielfältig und gar nicht mal so selten. Zwischen 25 und 35 Prozent der Jugendlichen in Deutschland haben sich mindestens einmal in ihrem Leben absichtlich selbst verletzt.

Frühere Studien haben zeigen können, dass Cannabiskonsum die Wahrscheinlichkeit für Suizidgedanken erhöht. Unklar war bislang, ob Cannabis auch mit selbstverletzendem Verhalten ohne Suizidabsicht in Zusammenhang steht. Ein Forschungsteam aus Italien hat alle verfügbaren Studien recherchiert und 37 in einem systematischen Review ausgewertet. Davon wurden 16 Studien in einer Meta-Analyse zusammengefasst.

Den Ergebnissen zufolge offenbaren insbesondere solche Studien eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für selbstverletzendes Verhalten, in denen Jugendliche über einen längeren Zeitraum mehrfach befragt wurden. Im Vergleich zu abstinenten Mädchen und Jungen fügen sich kiffende Jugendliche demnach mit einer 2,6-fach höheren Wahrscheinlichkeit selber Verletzungen.

Häufig in Verbindung mit anderen psychiatrischen Erkrankungen

Deutlich wurde, dass Jugendliche mit einer Neigung zu selbstverletzendem Verhalten häufiger durch andere psychiatrische Erkrankungen belastet sind. Insbesondere Depressionen und eine Borderline-Störung seien hier zu nennen. Letzteres ist gekennzeichnet durch eine emotional-instabile Persönlichkeit.

Das Forschungsteam um Studienleiter Andrea Escelsior vermutet eine wechselseitige Beziehung zwischen psychiatrischen Erkrankungen und Cannabiskonsum. Denkbar sei, dass Cannabis von Jugendlichen benutzt wird, um die durch psychiatrische Erkrankungen ausgelösten Impulse zu dämpfen, die selbstverletzendes Verhalten auslösen.

Cannabiskonsum könne aber auch selbst Auslöser für impulsives Verhalten sein, das selbstschädigende Handlungen zur Folge hat. Insbesondere beim Konsum von synthetischen Cannabinoiden seien extreme Formen von selbstverletzendem Verhalten beobachtet worden.

Vermutlich sei der Zusammenhang komplex. Die Neigung zu impulsiven Verhalten sowie Probleme im Umgang mit negativen Gefühlen würden aber sehr wahrscheinlich eine bedeutsame Rolle dabei spielen, wenn cannabiskonsumierende Jugendliche sich selbst verletzen.

 

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