Zunahme problematischer Mediennutzung in der Corona-Pandemie

08.12.2021

Computerspiele und Social Media sind ein beliebter Zeitvertreib. Doch im Zuge der Corona-Pandemie hat der Mediengebrauch bei manchen Kindern und Jugendlichen krankhafte Formen angenommen.

Bild: David-W- / photocase.de

Schulen wurden geschlossen, soziale Kontakte eingeschränkt. Im ersten Lockdown der Corona-Pandemie waren wir alle aufgefordert, zuhause zu bleiben. Wie eine aktuelle Studie der DAK-Gesundheit zeigt, waren Schülerinnen und Schüler in dieser Zeit offenbar verstärkt auf sozialen Netzwerken unterwegs oder haben sich mit Computerspielen die Zeit vertrieben.

Mit den Lockerungen der Kontaktbeschränkungen hat die Mediennutzung zwar in der Tendenz wieder abgenommen, allerdings ist sie nicht auf das Vorkrisen-Niveau zurückgegangen. Bei einigen Schülerinnen und Schülern haben sich extreme Nutzungsmuster ausgebildet. Laut den repräsentativen Befragungen der DAK ist der Anteil junger Menschen mit einer pathologischem Videospielnutzung von 2,7 auf 4,1 Prozent angestiegen. Das ist ein Zuwachs um 52 Prozent. Der Anteil Kinder und Jugendlicher, deren Social-Media-Nutzung als pathologisch, also krankhaft eingestuft wird, ist von 3,2 auf 4,6 Prozent gestiegen.

„Der Anstieg der Mediensucht ist vor allem auf die wachsende Zahl pathologischer Nutzer unter den Jungen zurückzuführen", sagt Studienleiter Rainer Thomasius vom Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Jungen überwiegen sowohl bei der pathologischen Nutzung von Videospielen als auch von Social Media.

Mediensucht geht mit längeren Nutzungszeiten einher

Der Anstieg der Mediensucht hängt laut Studie eng mit längeren Nutzungszeiten zusammen. Die durchschnittliche Videospielzeit ist an Werktagen um 31 Prozent gegenüber der Vor-Pandemie-Zeit gestiegen. Vor Corona waren es 83 Minuten pro Tag, während des Lockdowns 132 Minuten. Die Nutzung von sozialen Netzwerken ist um 20 Prozent gestiegen. Die Ergebnisse machen aber auch deutlich, dass dennoch nur eine kleine Gruppe von Kindern und Jugendlichen pathologische Nutzungsmuster entwickelt.

Dazu erklärt Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte: „Gerade für Kinder und Jugendliche mit bereits davor riskanter Mediennutzung waren die Lockdowns ein erheblicher gesundheitlicher Gefährdungsfaktor, der den Übergang in eine pathologische Mediennutzung quasi katalysiert hat.“

Kriterien der Mediensucht

Von einer pathologischen Nutzung wird gesprochen, wenn drei Kriterien über einen Zeitraum von 12 Monaten zutreffen: (1) Betroffene verlieren die Kontrolle über ihr Verhalten, sind beispielsweise viel länger online als geplant oder spielen länger als sie vorhatten, (2) sie vernachlässigen die meisten anderen Aktivitäten und (3) setzen ihren Medienkonsum trotz negativer Konsequenzen fort. Dann wird auch von einer Internetsucht oder Videospielsucht gesprochen.

Wer wissen möchte, ob das eigene Mediennutzungsverhalten noch in Ordnung ist, kann dies mit einem Selbsttest auf ins-netz-gehen.de tun.

 

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