Wie „Fear of Missing Out (FOMO)“ mit Internetsucht in Zusammenhang steht

24.11.2021

Bei manchen Menschen gerät die Internetnutzung außer Kontrolle. Die Angst, etwas zu verpassen, könnte einen Anteil daran haben, wie eine aktuelle Studie aufzeigt.

Bild: dangrytsku / istockphoto.com

Es blinkt, klingelt und vibriert. Das Smartphone macht immer wieder auf sich aufmerksam. Eine Freundin postet Fotos von der letzten Party. Ein Bekannter ist noch ganz beseelt von dem tollen Konzert gestern Abend und teilt seine Erfahrungen auf Instagram. Die Anderen erleben ständig aufregende Dinge. Zumindest scheint es so. Zuhause auf dem Sofa kann das eigene Leben dagegen schon mal langweilig wirken. Die Angst, etwas zu verpassen, schleicht sich ein und schlägt auf die Stimmung. Für dieses Gefühl wurde die englische Bezeichnung „Fear of missing out“ geprägt oder kurz: FOMO.

FOMO ist sicherlich keine völlig neue Erscheinung der digitalen Welt. Und die Sorge, etwas zu verpassen, ist auch nichts Ungewöhnliches. Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht die Verbindung zu anderen Menschen. Doch seit wir soziale Netzwerke wie Instagram, TikTok oder Snapchat nutzen, erfahren wir so viel wie noch nie vom Leben der Anderen. Für manche Menschen kann der Griff zum Smartphone und das ständige Checken der Nachrichten dann zum Problem werden.

In manchen Fällen entwickeln Betroffene eine Internetsucht. Denn nicht nur der Konsum von Substanzen, auch Verhaltensweisen wie die Nutzung digitaler Medien können den Charakter eine Sucht annehmen. Welche Rolle FOMO dabei spielt, wurde aktuell in einer deutschen Studie untersucht.

FOMO und allgemeine psychische Gesundheit wirken auf Internetgebrauch

Ein Forschungsteam der Universität Lübeck und der Universität Duisburg-Essen hat rund 8.000 Personen zu ihrer Internetnutzung befragt. Das Durchschnittsalter lag bei 21 Jahren. Dabei zeigte sich: Bei manchen Menschen scheint FOMO eine relativ stabile Eigenschaft ihrer Persönlichkeit zu sein. Laut den Studienergebnissen macht FOMO allein jedoch noch nicht internetsüchtig.

Grundlage sei den Ergebnissen zufolge die psychische Gesundheit der Person. Wer generell etwas ängstlicher ist oder eher zu depressiven Verstimmungen neigt, sei stärker gefährdet, FOMO zu entwickeln. FOMO bilde dann eine Art Bindeglied zwischen dem allgemeinen psychischen Befinden und der Entwicklung einer Internetsucht.

FOMO und Internetnutzung würden sich in einer Art Teufelskreis gegenseitig verstärken, erklärt das Forschungsteam. Einerseits verstärke FOMO als Persönlichkeitseigenschaft den häufigen Griff zum Smartphone und die Nutzung von sozialen Netzwerken. Andererseits könne FOMO auch situativ entstehen. Die vielen Informationen über das Leben anderer Menschen konfrontiere die Nutzenden immer wieder damit, was sie selbst gerade nicht erleben und könne die Angst auslösen, etwas zu verpassen. Wer sich lange mit seinem Smartphone beschäftigt verbringt aber tatsächlich weniger Zeit mit anderen Dingen. Dies kann sich langfristig ungünstig auf das Wohlbefinden auswirken und die Person erneut dazu motivieren, soziale Netzwerke zu checken, um sich besser zu fühlen.

Mehr reale Begegnungen, weniger Social Media

Das Forschungsteam empfiehlt daher, dass sich die Internetnutzenden bewusst machen sollten, welch schädlichen Einfluss die häufige Nutzung von Social Media haben kann. Sicherlich können soziale Netzwerke das Leben der Menschen bereichern. Der häufige Gebrauch und der permanente soziale Vergleich, der dabei bewusst oder unbewusst stattfindet, könne ihr Wohlbefinden aber erheblich einschränken.

Was hilft, sind reale Begegnungen und Aktivitäten im echten Leben. Wie viel Internetgebrauch noch zuträglich ist, könne individuell sehr unterschiedlich sein und müsse jeder für sich selbst herausfinden, erklärt das Forschungsteam.

Wer sich dabei unterstützen lassen möchte, kann die kostenlose Beratung im Rahmen des Programms „Das andere Leben“ in Anspruch nehmen. Der Einstieg erfolgt über einen Selbsttest. Anschließend kann ein Chat-Termin mit einem persönlichen Coach vereinbart werden. Die Beratung ist ein Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

 

Quelle:

Röttinger, D., Bischoff, G., Brandt, D., Bischof, A., Orlowski, S., Besser, B., Wegmann, E., Brand, M. & Rumpf, H.-J. (2021). Dispositional and online-specific Fear of Missing Out are associated with the development of IUD symptoms in different internet applications. Journal of Behavioral Addictions, http://dx.doi.org/10.1556/2006.2021.00042.


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