Welche Safer-Use-Empfehlungen für weniger schädlichen Cannabiskonsum gibt es (für Erwachsene)?

Allgemein gilt: Die gesundheitlichen Risiken des Kiffens nehmen mit der Intensität des Konsums zu. Sicher ist nur die Abstinenz. Jugendlichen wird generell empfohlen, kein Cannabis zu konsumieren, da sich der Wirkstoff THC nachhaltig schädlich auf ihr Gehirn auswirken kann.

Erwachsene können sich an folgenden 12 Empfehlungen orientieren, um die Risiken des Cannabiskonsum zu reduzieren:

  1. Steige möglichst spät in den Konsum ein: Je später du zum ersten Mal Cannabis konsumierst, umso besser. Die Gehirnentwicklung ist erst mit etwa 25 Jahren weitestgehend abgeschlossen.
  2. Verwende Cannabis mit niedrigem THC-Gehalt: Je mehr THC und je weniger CBD im Cannabisprodukt enthalten ist, desto größer sind die gesundheitlichen Risiken. Cannabis-Sorten mit einen hohen Anteil des berauschenden Wirkstoffs THC stehen auch mit einem hohen Risiko für Cannabisabhängigkeit und Psychose in Zusammenhang. Das gilt besonders für synthetische Cannabinoide.
  3. Vermeide das Rauchen von Cannabis: Wenn du Cannabis rauchst, schädigst du deine Atemwege. Das gilt vor allem dann, wenn du Cannabis mit Tabak mischst. Nutze stattdessen einen Vaporisator, der Cannabis bei niedrigeren Temperaturen verdampft statt zu verbrennen, um die Risiken der Inhalation zu reduzieren. Essbare Cannabisprodukte, so genannte Edibles, belasten zwar nicht die Atemwege, bergen aber das Risiko ungewollter Überdosierungen.
  4. Vermeide das tiefe Inhalieren: Die Atemwege werden noch stärker belastet, wenn du beim Inhalieren von Cannabis besonders tief einatmest oder den Atem kurz anhältst.
  5. Konsumiere nur gelegentlich: Begrenze deinen Cannabiskonsum auf maximal 1- bis 2-mal pro Woche. Vor allem der tägliche oder fast tägliche Konsum über einen längeren Zeitraum kann schädliche Auswirkungen auf deine mentale und körperliche Gesundheit haben.
  6. Nutze legale und qualitätsgeprüfte Produkte: Sofern du die Möglichkeit dazu hast, solltest du legale Cannabisprodukte verwenden. In Deutschland dürfen Erwachsene bis zu 3 Pflanzen privat anbauen oder können Mitglied in einer Anbauvereinigung werden. Auf dem Schwarzmarkt erworbener Cannabis kann nicht nur mit schädlichen Substanzen verunreinigt sein, auch ist der Wirkstoffgehalt unklar.
  7. Reduziere oder pausiere deinen Cannabiskonsum, wenn du bemerkst, dass deine geistige Leistungsfähigkeit abnimmt:Bei intensivem Cannabiskonsum können dein Gedächtnis oder deine Konzentrationsfähigkeit abnehmen. Wenn das bei dir der Fall ist, solltest du eine Reduktion des Konsums oder eine Konsumpause in Erwägung ziehen.
  8. Setze dich nicht unter dem Einfluss von Cannabis ans Steuer: Die Fahrtüchtigkeit kann nach nach dem Inhalieren von Cannabis für etwa 6 bis 8 Stunden eingeschränkt sein. Nach dem Essen oder Trinken beträgt der Zeitraum etwa 8 bis 12 Stunden. Je nach Konsummenge, Konsumart, Häufigkeit des Konsums und Konsumsituation kann deine Fahrtüchtigkeit auch länger eingeschränkt sein. Bei Personen mit gelegentlichem Konsum fallen die Beeinträchtigungen meist stärker aus, wohingegen häufig Konsumierende länger fahruntüchtig sein können. Insbesondere der zusätzliche Konsum von Alkohol verschlechtert deine Fahrtüchtigkeit.
  9. Bleibe abstinent, wenn du schwanger bist, ein Kind stillst oder Kinder kriegen willst: Die Entwicklung deines Kindes kann beeinträchtigt sein, wenn du in der Schwangerschaft oder in der Stillzeit Cannabis konsumierst. Sowohl die Fruchtbarkeit von Männern als auch von Frauen kann durch Cannabis beeinträchtigt werden.
  10. Vermeide Mischkonsum: Das Mischen von Cannabis mit anderen psychoaktiven Substanzen kann die gesundheitlichen Risiken verstärken. Mischkonsum mit Tabak erhöht beispielsweise das Risiko für Abhängigkeit und belastet stärker deine Atemwege. Die Kombination mit bestimmten Medikamenten kann ebenfalls unerwünschte Wechselwirkungen verursachen. Erkundige dich vorab, wenn du Medikamente einnimmst.
  11. Bei bestimmten Vorerkrankungen solltest du besonders vorsichtig sein und eine Reduzierung oder Abstinenz in Erwägung ziehen: Wenn du bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung hast, kann sich diese durch Cannabis verschlechtern. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn du unter Schizophrenie leidest oder ein Elternteil daran erkrankt ist oder war. Wenn es dir psychisch nicht gut geht, du dich depressiv fühlst oder eine andere Abhängigkeitserkrankung hast, kann der Konsum von Cannabis ebenfalls besonders riskant für dich sein.
  12. Vermeide eine Kombination von Risikofaktoren: Wenn du beispielsweise schon früh eingestiegen bist, häufig konsumierst und Cannabis mit hohem Wirkstoffgehalt bevorzugst, hast du ein besonders hohes Risiko für Abhängigkeit und psychische Erkrankungen.

Teste dich und nutze professionelle Hilfe, wenn erforderlich

Wenn du Schwierigkeiten hast, den Safer-User-Empfehlungen zu folgen, solltest du deinen Cannabiskonsum überdenken. Du kannst dein Risikoprofil mit dem Selbsttest Cannabis Check  überprüfen.

Zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn du deinen Cannabiskonsum bedeutsam senken oder einstellen möchtest. Die Hilfe von Beratungsstellen ist kostenlos und in der Regel anonym nutzbar. Das geht entweder in einer Beratungsstelle vor Ort oder im Online-Beratungsprogramm Quit the Shit. Beraterinnen und Berater haben Schweigepflicht.

 

Quellen:

  • Fischer, B., Robinson, T., Bullen, C., Curran, V., Jutras-Aswad, D., Medina-Mora, M. E., Pacula, R. L., Rehm, J., Room, R., van den Brink, W. & Hall. W. (2022). Lower-Risk Cannabis Use Guidelines (LRCUG) for reducing health harms from non-medical cannabis use: A comprehensive evidence and recommendations update. International Journal of Drug Policy, 99, 103381. https://doi.org/10.1016/j.drugpo.2021.103381
  • Fischer, B., Robinson, T., Bullen, C., Curran, V., Jutras-Aswad, D., Medina-Mora, M. E., Pacula, R., Rehm, J., Room, R., van den Brink, W. & Hall, W. (2023). Die ‘Richtlinien für die Risiko-Reduzierung beim Cannabiskonsum (RRRCK)’: EMPFEHLUNGEN: [The ‘Lower-Risk Cannabis Use Guidelines (LRCUG)’: RECOMMENDATIONS (GERMAN)]. International Journal of Drug Policy, https://doi.org/10.1016/j.drugpo.2023.103995.