UNO warnt: Synthetische Drogen auf dem Vormarsch

10.10.2011

Heroin und Kokain haben lange den illegalen Drogenhandel dominiert. Einem Bericht der UNO zufolge sind jedoch synthetische Drogen auf dem Vormarsch. Inzwischen gelten vor allem Amphetamine als die meist konsumierten illegalen Substanzen nach Cannabis. Die Nachfrage nach Ecstasy sei hingegen in Europa leicht rückgängig, gleichzeitig seien aber neue Substanzen aufgetaucht, die als so genannte „Legal Highs“ vermarktet werden.

Junge Frau vor Wolken an einem Bungeseil mit ausgestreckten Armen

"Legal High" mal andersBild: melis82 / istockphoto.com

Synthetische Drogen können überall auf der Welt hergestellt werden. Dadurch haben sie für Drogenproduzenten einen entscheidenden Vorteil gegenüber Heroin oder Kokain, die nur in klimatisch günstigen Regionen auf pflanzlicher Basis produziert werden können. Aus Sicht des Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung der Vereinten Nationen (UNODC) ist dies ein Grund dafür, dass die Herstellung synthetischer Drogen immer weiter voranschreitet. Die UNODC hat hierzu einen Bericht über den weltweiten Drogenmarkt für Amphetamine und Ecstasy veröffentlicht.

Der ansteigende Trend sei auch auf „Vorteile“ zurückzuführen, die sich aus der Konsumentenperspektive ergeben würden. So würden synthetische Stimulanzien oft dazu benutzt, um die Leistungs- und Kommunikationsfähigkeit zu steigern, heißt es im Bericht der UNODC. Die Mittel würden als Teil eines „modernen“ und „dynamischen“ Lebensstils wahrgenommen. Stimulanzien müssten nicht gespritzt oder geraucht werden und seien vergleichsweise erschwinglich. Problematisch sei zudem, dass der Gelegenheitskonsum oft nicht als schädlich wahrgenommen wird.

Dem Bericht zufolge galt Europa bislang als Hauptquelle für Amphetamine und Ecstasy. Inzwischen würden diese Substanzen auch in südostasiatischen Ländern wie Malaysia oder Indonesien produziert, die bislang nur als Transitländer oder als Abnehmer von synthetischen Drogen aus Europa galten. Indonesien könne nach Einschätzung der UNODC bald sogar Europa als Hauptquelle für Ecstasy in der Region Südostasien und Australien ablösen.

Im Gegenzug sei der Markt für Amphetamine und Ecstasy in Europa ins Stocken geraten. Während der Konsum dieser Substanzen sich auf gleichbleibendem Niveau stabilisiert habe, sei sowohl die Menge beschlagnahmter Drogen als auch die Anzahl entdeckter Labore leicht rückläufig. 2009 ist lediglich ein illegales Herstellungslabor für Ecstasy in Europa entdeckt worden. Die UNODC führt dies darauf zurück, dass Hersteller mehr und mehr auf andere Ländern ausweichen, darunter - wie erwähnt - vor allem Indonesien, aber auch Australien. Der Rückgang der Ecstasyproduktion sei aus Sicht der europäischen Polizeibehörde Europol vor allem auf eine stärkere Kontrolle der Vorläufersubstanz PMK (3,4-Methylendioxyphenyl-2-propanon) zurückzuführen. Europol geht jedoch davon aus, dass die Ecstasyproduktion in Europa wieder zunehmen wird.

Im gleichen Zeitraum hat die Produktion von neuen Designerdrogen wie Mephedron oder Piperazinen wie BZP zugenommen. Manche dieser synthetischen Substanzen würden nach Angaben der UNODC Ecstasy in der Wirkung ähneln und teils auch als Ecstasy verkauft. Da sie meist noch nicht der staatlichen Kontrolle unterstehen, werden sie auch als so genannte „Legal Highs“ vermarktet, sprich: als legale Alternative zu illegalen Drogen. Mephedron und BZP werden inzwischen aber in vielen europäischen Staaten stärker kontrolliert. Beide Substanzen sind in Deutschland mittlerweile in das Betäubungsmittelgesetz aufgenommen worden und zählen somit zu den illegalen Drogen.

Die UNODC fordert, dass der Markt für synthetische Stimulanzien weiter beobachtet werden müsse, um möglichst dann schon eingreifen zu können, bevor sich der Konsum neuer Substanzen zu einem ernsten Problem für die öffentliche Gesundheit entwickelt habe.

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