Drogenlexikon

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Ayahuasca

Ayahuasca oder Hoasca-Tee ist ein halluzinogener Trank, der ursprünglich von südamerikanischen Ureinwohnern des Amazonasbeckens im Rahmen spiritueller Rituale zur Bewusstseinserweiterung eingesetzt wurde und bis heute noch, beispielsweise in der Santo-Daime-Religion, zelebriert wird. Das braune, bittere Gebräu wird aus verschiedenen pflanzlichen Bestandteilen gekocht, zumeist aus der tropischen Lianen-Art „Banisteriopsis caapi“ sowie dem Chacruna-Strauch (Psychotria viridis).

Hauptwirkstoff ist der im Chacruna-Strauch enthaltene Wirkstoff DMT. DMT wird bei oraler Aufnahme normalerweise vom Körper abgebaut, bevor eine psychoaktive oder halluzinogene Wirkung entstehen kann. Die in den Lianen enthaltenen Harman-Alkaloide verhindern jedoch den Abbau des DMT und ermöglichen so seine Wirkung.

Wirkung

Laut Konsumentenberichten führt der Konsum von Ayahuasca zu einer tiefgreifenden Bewusstseinsveränderung mit einer verstärkten emotionalen und selbstreflektiven Wahrnehmung. Die Wirkung tritt etwa 30 bis 45 Minuten nach dem Konsum auf und erreicht nach 90 bis 120 Minuten ihren Höhepunkt. Der Rausch hält insgesamt etwa vier Stunden an.

Der Körper reagiert mit erhöhtem Blutdruck und einer Zunahme des Kortisol-Levels im Blut. Im Gehirn ist eine verstärkte Aktivierung der frontalen und der paralimbischen Areale zu beobachten. Diese Regionen sind unter anderem für die Selbstwahrnehmung und die Steuerung von Emotionen zuständig. Die Wirkung von Ayahuasca wird in erster Linie dem Einfluss von DMT auf das stimmungsregulierende serotonerge System zugeschrieben.

Häufig führt der Konsum von Ayahuasca zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Zudem kann es zu unvorhersehbaren beängstigenden Vorstellungen und Gedanken kommen. Wie bei anderen halluzinogenen Substanzen spielen dabei die Umgebung, die eigene Verfassung sowie die Dosierung der Substanz eine wichtige Rolle. Die halluzinogenen Effekte von Ayahuasca werden zuweilen mit einer „experimentellen Psychose“ verglichen, da ähnliche neurologische Wirkmechanismen angenommen werden. So wurden bei Konsumierenden unmittelbar nach dem Ayahuasca-Konsum ähnlich hohe Werte von DMT im Urin gemessen, wie bei Personen mit einer unbehandelten akuten Psychose.

Risiken

Die Kombination von Ayahuasca mit Medikamenten, die das Serotonin-System beeinflussen, kann ein lebensbedrohliches Serotonin-Syndrom zur Folge haben. Die kritische Menge liegt jedoch etwa 20-fach über der Dosis, die im Rahmen der religiösen Ayahuasca-Rituale normalerweise aufgenommen wird.

Das Abhängigkeitspotential von Ayahuasca wird eher als gering eingeschätzt, da es - anders als beispielsweise Kokain, Heroin oder Alkohol - nur wenig Einfluss nimmt auf das durch Dopamin gesteuerte Belohnungssystem des Gehirns. Auch das Risiko für psychische Erkrankungen, kognitive Defizite oder Persönlichkeitsstörungen war unter Anhängern einer Ayahuasca-Religion nicht höher als bei Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften.

Rechtliches

In Brasilien und anderen Ländern Südamerikas, aber auch in einigen westlichen Ländern, darunter die USA, Kanada und die Niederlanden, wird der Konsum von Ayahuasca im Rahmen religiöser Rituale toleriert. Aufgrund des psychoaktiven Inhaltsstoffs DMT ist der Besitz in den meisten Ländern allerdings untersagt. Auch in Deutschland gehört DMT zu den nicht verkehrsfähigen Betäubungsmitteln im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes. Besitz und Handel DMT-haltiger Zubereitungen sind somit unter Strafe gestellt.

Quellen:

  • Bouso, J. C., González, D., Fondevila, S., Cutchet, M., Fernández, X. Barbosa, P. C. R., Alćazar-Córcoles, M. Á., Araújo, W. S., Barbanoj, M. J., Fábregas, J. M. & Riba, J. (2012). Personality, Psychopathology, Life Attitudes and Neuropsychological Performance among Ritual Users of Ayahuasca: A Longitudinal Study. PLoS ONE 7(8): e42421.
  • Pomilio, A. B., Vitale, A. A., Ciprian-Ollivier, J., Cetkovich-Bakmas, M., Gomez, R. & Vazquez, G. (1999). Ayahoasca: an experimental psychosis that mirrors the transmethylation hypothesis of schizophrenia. Journal of Ethnopharmacology. 65 (1), 29-51.
  • Fábregas, J. M., Gonzáleza, D., Fondevila, S., Cutchet, M. Fernández, X., Barbosa, P. C. R., Alćazar-Córcoles, M. Á., Barbanoj, M. J., Riba, J. & Bouso, J. C. (2010). Assessment of addiction severity among ritual users of Ayahuasca. Drug and Alcohol Dependence. 111 (3), 257-261.
  • Gable, R. S. (2007). Risk assessment of ritual use of oral dimethyltryptamine (DMT) and harmala alkaloids. Addiction 102 (1), 24-34.



Stand der Information: Juli 2014

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